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Hoelderlin: Live At Rockpalast 2005 (Review)
Artist: | Hoelderlin |
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Album: | Live At Rockpalast 2005 |
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Medium: | CD+DVD | |
Stil: | Krautrock, Electronics, Fusion |
|
Label: | MIG Records | |
Spieldauer: | CD – 74:51 / DVD – (87:29) | |
Erschienen: | 28.05.2021 | |
Website: | [Link] |
Endlich schlägt mal wieder die Krautrock-Stunde im Rockpalast!
Und was für eine. Denn HOELDERLIN, die längst vergessenen und doch einstmals so großartigen, in einem Atemzug mit NOVALIS oder WALLENSTEIN genannten Krautis kehrten anno 2005 nach langer Pause wieder auf die Bühne zurück. Leider erwies sich auch dieser zweite Anlauf der ehemals 1972 gegründeten Band nur als kurzes Strohfeuer. Nach diesem Konzertmitschnitt, für den sich HOELDERLIN nach 25 Jahren Funkstille wider zusammenfanden, fragt man sich allerdings, warum eigentlich nicht deutlich mehr dabei herauskam (als das Album „8“ im Jahr 2007). Denn „Live At Rockpalast 2005“ mit dem Rockpalast-Mitschnitt vom 20. Dezember 2005 aus der Bonner Harmonie ist ohne Wenn und Aber eins der Highlights der langen Rockpalast-Reihe.
Vielleicht war in Deutschland einfach die Zeit nie so richtig reif für eine dynamische Musikmischung aus Folk- und Progressive-Rock mit einer fetten Prise Psyche plus Viola, Cello und Querflöte. FLOCK kommen einem da immer wieder in den Sinn oder auch CAN und AMON DÜÜL. Doch HOELDERLIN aus Wuppertal schienen einfach nicht das Quäntchen Glück zu haben, das man braucht, um mit seiner Musik den Erfolg zu haben, dass man davon auch leben kann.
Was mit „Hoelderlins Traum“ auf dem Pilz-Label begann und 1981 mit einer „Fata Morgana“ endete, sollte eben keinen wirklich traumhaften Abschluss finden. Allerdings ist dieser aus der Konzert-DVD und -CD bestehende Musik-Doppeldecker ein absoluter Glücksgriff der Mannen um MIG-Music. Denn dass sich HOELDERLIN, deren Name sich natürlich von dem romantischen Dichter des 18. Jahrhunderts ableitete, ein Vierteljahrhundert später noch einmal aufrappeln und ein dermaßen großartiges Rockpalast-Konzert raushauen, bei dem es leider deutliche Abstriche bei dem weiblichen Gesang zu machen gibt, war kaum zu erwarten. Übrigens ist die CD mit einem Bild der Sängerin bedruckt, auf dem sie sehr gequält dreinblickt – ganz genauso klingt auch ihr Gesang.
Das großartige Violinen-Spiel von Markus Wienstroer gleicht dafür das gesangliche Trauerspiel um Ann-Yi Eötvös locker aus. Und zur Entschuldigung für den vokalen Fehlgriff muss gesagt werden, dass bis kurz vor dem Konzert noch Christoph Noppeny, ehemaliger Sänger, Gitarrist, Flötist und Viola-Spieler der Band, fest zugesagt hatte, aber völlig überraschend vor dem TV-Auftritt einen Rückzieher machte, wozu Hans Bäär im 12seitigen Booklet des Albums schreibt: „Ein Schock und bis heute ein Rätsel. Wir wollten dem WDR schon absagen, da wir nun keinen Sänger und Geiger mehr hatten.“ Ein Bekannter schlug dann kurzfristig die Sängerin vor und genauso kurzfristig sagte auch der Geiger Markus Winstroer, ein Freund der Bandmitglieder, zu. Winstroer, der deutliche Erinnerungen an den bulgarischen CITY-Geiger Georgi Gogow weckt, erweist sich als absoluter Glücksgriff, die Sängerin insgesamt betrachtet leider als Fehlgriff.
Außerdem erinnert Bäär sich diesbezüglich auch an die Aufregung im Vorfeld, die mit dem Auftritt wie weggeblasen war: „Während beim Soundcheck auf der Bühne noch eine gewisse Anspannung zu spüren war, empfing uns das Publikum abends mit größter Wärme und Zustimmung. Sie waren tatsächlich nach fast 25 Jahren wieder zu einem HOELDERLIN-Konzert gekommen. Kaum zu fassen!“
Genau diese Wärme und Nähe zum Publikum spürt man das gesamte Konzert über, das viel zu lange in den Archiven schlummerte und endlich auch für uns, die wir nicht live mit dabei sein konnten, gehoben wurde. Ein krautrockiger Lichtblick aus einer Zeit, in der es kaum noch um Krautrock ging. Nach diesem Konzert-Erlebnis wünscht man sich diese Zeit und Musik im Grunde wieder zurück und versteht immer besser, warum in letzter Zeit viele Musik-Zeitschriften, aber auch junge Bands sich dieser Spielart ungewöhnlich spannender Musik wieder mehr und mehr zuwenden. Krautrock lebt! Auch dank HOELDERLIN!
FAZIT: „Live At Rockpalast 2005“ ist ein weiteres Highlight der Rockpalast-Reihe, welches dieses Mal die Tür zum Krautrock ganz weit aufstößt. Nach einem Vierteljahrhundert Stille und ihrer Trennung im Jahr 1981 kehrten HOELDERLIN auf die deutschen Bühnen zurück, wobei ihr größtes Konzertereignis der Rockpalast-Auftritt am 20. Dezember 2005 in der Bonner Harmonie ist. Endlich darf dieses wahrhaft großartige Konzert dank MIG-Music auf DVD und CD in sehr guter Bild- und Ton-Qualität genossen werden.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- DVD (75:56 + Interview: 11:33):
- Transsib Intro
- Schwebebahn
- Waren wir
- Rare Bird
- Streaming
- Nürnberg
- Come To Me
- Phasing
- Sun Rays
- Interview (11:33)
- CD (74:51):
- Transsib Intro
- Schwebebahn
- Waren wir
- Rare Bird
- Streaming
- Nürnberg
- Come To Me
- Phasing
- Sun Rays
- Bass - Hans Bäär
- Gesang - Ann-Yi Eötvös
- Gitarre - Dirk Schilling, Hans Bäär, Markus Wienstroer
- Keys - Andreas Hirschmann
- Schlagzeug - Michael Bruchmann
- Sonstige - Markus Wienstroer (Violine)
- Live At Rockpalast 2005 (2021)
-
keine Interviews